Seit einigen Jahren entstehen Gedenkmünzen, die es an Reliefhöhe mit den Medaillen des 19. Jahrhunderts aufnehmen können. Dadurch wird erstmals wieder nach vielen Jahrzehnten eine völlig neue Qualität von Ästhetik möglich. Während traditionelle Gedenkmünzen von der zweidimensionalen, fast graphisch anmutenden Darstellung leben, entstehen mit den modernen Hochreliefprägungen dreidimensionale Kunstwerke, die einem Künstler ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Wir möchten Ihnen in diesem Beitrag zeigen, wie aufwändig und schwierig es ist, Hochreliefprägungen herzustellen. Ob es sich ästhetisch lohnt, diesen Aufwand zu treiben, das werden Sie für sich entscheiden.
Der Maßstab: Medaillen des 19. Jahrhunderts
Wer sich mit Medaillen des 19. Jahrhunderts beschäftigt, ist immer wieder fasziniert von der Plastizität ihrer Darstellungen. Möglich wurde das nur dank des unglaublich hohen Reliefs, das die Prägetechniker schufen. Mehrere Millimeter Höhe sind Standard. Erzielt wurde diese Dreidimensionalität durch die Spindelpresse, eine Münzpresse, die ihre Kraft langsam und gleichmäßig auf das zu verformende Metall überträgt. Dadurch konnte das Metall besser fließen und sich der gewünschten Form anpassen: Ein höheres Relief war das Resultat, das durch die Anwendung von mehreren Prägedurchgängen noch verbessert werden konnte.
Effizienz vor Schönheit
Nun hatte man im 19. Jahrhundert alles andere als Zeit. Die Nachfrage nach Umlaufmünzen stieg drastisch und um sie zu befriedigen, wurden die Münzstätten völlig umgestaltet. Die Kniehebelpresse nach dem von Uhlhorn gefundenen Prinzip ersetzte die weit verbreiteten Spindelpressen.
Kniehebelpressen waren wesentlich schneller. Sie prägten Massen von Münzen in einem Minimum an Zeit mit einem einzigen harten Schlag. Ein großer Gewinn an Effizienz, der allerdings ästhetische Folgen hatte. Mit der Kniehebelpresse war nur ein sehr flaches Relief von Millimeterbruchteilen Höhe möglich. Zu Gunsten der Effizienz wurden die Münzen also zweidimensional – Umlauf- und Gedenkmünzen. Sie blieben es bis zum Jahr 2016.
Die Wende
Zu Beginn des Jahres 2016 erfuhren Spezialisten in aller Welt, dass es möglicherweise durch alternative Formen der Rondenproduktion eine Chance gab, die bis dahin mit den üblichen Maschinen erreichten Reliefs drastisch zu erhöhen. Dr. Gerd Wagner von der Firma Reischauer stellte seine Rondenherstellung mittels Puder vor, wodurch sich die Fließeigenschaften des Metalls drastisch veränderten. Das Metall wurde geschmeidiger, passte sich leichter den Vorgaben des Stempels an. Und dies machte es möglich, Reliefs in völlig neuer Höhe zu prägen.
Kombiniert mit den bei Münzstätten immer weiter verbreiteten ölhydraulischen Pressen, die das Prinzip der Spindelpresse in die Moderne übertragen, war es möglich, die Vorgaben des 19. Jahrhunderts wieder zu erreichen. Ölhydraulische Presse werden nämlich traditionell in den Bereichen eingesetzt, wo es weniger auf die Schnelligkeit und mehr auf den hohen Druck ankommt, der langsam und sehr präzise auf das zu prägende Objekt ausgeübt wird.
Es mag purer Zufall sein, dass noch im gleichen Jahr die erste moderne Hochreliefprägung entstand. CIT Coin Invest präsentierte in Zusammenarbeit mit B. H. Mayer’s Kunstprägeanstalt in München unter dem Titel „The Great Tea Race“ die Darstellung eines Klippers. Das hohe Relief verschlug allen, die sich auch nur ein bisschen mit Prägetechnik auskannten, den Atem. Seit Jahrzehnten hatte es ein so hohes Relief auf Gedenkmünzen nicht gegeben. CIT Coin Invest ließ sich für diese Technik den Markennamen smartminting® eintragen und revolutionierte so die Gedenkmünzenprägung. Denn dank der neuen Prägetechnik erhielten Gestalter ganz andere Optionen.
Was smartminting® bedeutet, wird wohl am ehesten klar, wenn man zwei Ausgaben der bekannten Tiffany Art Serie, die von 2004 bis 2020 ausgegeben wurde, miteinander vergleicht: Einmal vor, dann nach Einführung der smartminting® Technologie. Beide Stücke zeigen eine Fülle von feinsten Details, aber die Ausgabe von 2019 hat eine Plastizität, die 2015 noch nicht vorstellbar war.
Big Gold Minting
Es folgte in Zusammenarbeit mit B. H. Mayer’s Kunstprägeanstalt die Entwicklung von Big Gold Minting©, damit wurde – bei gesteigertem Durchmesser – ein Detailreichtum auf Goldmünzen möglich, den es so vorher ebenfalls nicht gegeben hatte.
Kleinskulpturen
Im selben Jahr 2016 entstand mit „Skulls“ die erste einer ganzen Reihe von Kleinskulpturen, für die CIT Coin Invest verantwortlich zeichnet. Damit ging die Ideenschmiede aus Liechtenstein völlig neue Wege und erreichte ganz andere Käufergruppen als die klassischen Sammler. Als Glücksbringer und Papierbeschwerer haben es diese Münzen in den Alltag ihrer Besitzer geschafft. Viele dieser numismatischen Kleinskulpturen werden als Handschmeichler in der Tasche getragen oder stehen als Glücksbringer zum Neuen Jahr auf Schreibtischen.
Smartminting Reloaded
Unter dem Stichwort smartminting® reloaded stellte CIT Coin Invest 2020 eine völlig neue Bandbreite von Hochreliefprägungen vor, die man in Zusammenarbeit mit B. H. Mayer’s Kunstprägeanstalt weiterentwickelt hatte. Erstmals war es möglich, smartminting® auf eine Vielzahl von Metallen anzuwenden. Und nicht nur das: Am Beispiel des „Majestic Eagle“ deklinierte CIT Coin Invest durch, welche Möglichkeiten es nun gab. Die entscheidende: Erstmals in der Geschichte der Numismatik – denn das war selbst in der Antike und im 19. Jahrhundert nicht möglich – gelang es, das Relief völlig den Bedürfnissen des Künstlers zu unterwerfen.
Was damit gemeint ist, erklärt man am besten am konkreten Bild, wobei es sich empfiehlt, zusätzlich den von CIT Coin Invest produzierten Film anzusehen, um die Höhe des Reliefs wirklich zu begreifen. Normalerweise muss hohes Relief sorgfältig überlegt sein. Einzelne Münzstätten benutzen sogar Computerprogramme, um den Metallfluss vor der Prägung zu simulieren. Dies macht die neue Form des smartminting® überflüssig. Hochrelief ist nun an jeder Stelle der Münze möglich, selbst wenn Erhebungen direkt gegenüber liegen wie beim Adlerschnabel und den Krallen des „Majestic Eagle“.
Sogar in der antiken Prägung wäre so etwas unmöglich gewesen: Hohes Relief auf einer Seite musste immer mit Metall von der anderen Seite kompensiert werden: Deshalb haben all die frühen griechischen Münzen mit ihrem eindrucksvollen Relief auf der Vorderseite auf der Rückseite ein Quadratum Incusum, also eine eingetiefte Oberfläche.
Was smartminting® ermöglicht, eröffnet völlig neue Horizonte. Wir beschließen diesen Bericht mit einer auf den ersten Blick relativ unscheinbaren Gedenkmünze in Silber im Gewicht von einer Unze. „Loop the Loop“ präsentiert den Looping einer Achterbahn in perfektem 3D – und das parallel auf beiden Seiten der Münze. Das ist spektakulär und neu. Eine solche Prägung wäre vor der Einführung der Hochreliefprägungs-Technologie nicht möglich gewesen.
Mit seiner smartminting® Technologie hat CIT Coin Invest ästhetische Standards gesetzt, die sich hoffentlich für viele Gedenkmünzen durchsetzen werden. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass die für ihre Innovationskraft bekannte CIT Coin Invest eine Technik entwickelt, die nach einigen Jahrzehnten weltweit zum Einsatz kommt. Immerhin zeichnet man bei CIT Coin Invest auch für die erste Farbmünze der Welt verantwortlich.