Was auf Kroatiens Euro-Münzen zu sehen sein wird

Daniel Baumbach

Euro-Sammler können sich freuen: Endlich wieder ein neues Euroland! Seit der letzten neuen Euro-Einführung sind sieben Jahre vergangen. Am 1. Januar 2023 wird Kroatien das jüngste Mitglied der Eurozone. Wie werden die neuen Münzen aussehen? Das Design steht zwar noch nicht so ganz endgültig fest, doch wissen wir schon, welche Motive die kroatischen Euromünzen zeigen werden. Das ist immer eine spannende Beobachtung. Schließlich kann man an den Münzmotiven wunderbar ablesen, wie ein Land sich selbst sieht und gesehen werden möchte. Schauen wir uns an, wie Kroatien sich dem Euroraum präsentiert.

 

Teil aller Motive: Das Wappen

Auf allen nationalen Seiten der kroatischen Euromünzen soll neben dem jeweiligen Motiv das markante Wappen Kroatiens auftauchen, das so genannte Šahovnica. Es gleicht einem Schachbrett mit roten und weißen Feldern und wird im Hintergrund der Motive zu sehen sein. Die Kroaten sind sehr stolz auf ihr Wappen, um dessen Entstehung sich Legenden ranken. Eine berichtet beispielsweise von einem Wettstreit aus drei Schachpartien zwischen dem venezianischen Dogen und dem kroatischen König Stjepan Držislav (reg. 969 bis 997). Statt einer blutigen Schlacht sollte Schach über den Ausgang eines Krieges entscheiden, denn beide Herrscher sollen begeisterte Spieler gewesen seien. Stjepan Držislav gewann und soll daher ein blutrotes Schachbrett als sein Wappen übernommen haben. Historiker gehen dagegen davon aus, dass das Wappen kurz nach 1491 entstanden ist und auf den Habsburger Maximilian I. zurückgeht. Der gewann die ungarische Krone für seine Nachkommen – und damit auch Kroatien. Die älteste bekannte Version des Wappens findet man daher in Innsbruck.

 

1, 2, und 5 Cent: Glagolitische Schrift

Die kleinsten Nominale der kroatischen Euromünzen werden die glagolitische Schrift zeigen. Sie gilt als älteste slawische Schrift und wurde im 9. Jahrhundert von Kyrill von Saloniki entwickelt, dem wichtigsten christlichen Missionar im slawischen Raum, der sie weit verbreitete. Aus ihr entwickelte sich später das kyrillische Alphabet, das heute unter anderem in Russland verwendet wird. Auch einige Balkanländer verwenden die kyrillische Schrift, nicht jedoch Kroatien, wo heute in lateinische Buchstaben geschrieben wird. Doch blieb die glagolitische Schrift in Kroatien wesentlich länger verbreitet als irgendwo sonst, nämlich bis ins 19. Jahrhundert. Daher hielten sie stolze Kroaten, die eine eigenständige Nation forderten, für typisch und belebten sie neu. Sie erfreut sich noch heute in Kroatien großer Beliebtheit.

Mit der Wahl dieses Motivs für die Centmünzen möchte man daran erinnern, dass Kroatien bereits im Mittelalter über eine hochentwickelte Schriftkultur verfügte. 1483 – und damit nur 28 Jahre nach der Gutenbergbibel(!) – wurde in Kosinj, Kroatien, das erste Messbuch gedruckt, dass nicht in lateinischen Buchstaben geschrieben war, sondern in glagolitischen: das Missale Romanum Glagolitice. Es ist allerdings durchaus umstritten, ob das Missale Romanum Glagolitice in Kroatien oder Italien produziert wurde.

 

10, 20 und 50 Cent: Nikola Tesla

Auf den 10-, 20-, und 50-Cent-Münzen Kroatiens wird Nikola Tesla (1856-1943) zu sehen sein. Der geniale Erfinder und Pionier der Elektrik wurde 1856 im kroatischen Dörfchen Smiljan geboren, damals Teil des Habsburgerreiches. Es ist nicht die erste Münze, die die Kroaten Tesla widmen: Schon eine Gedenkmünze von 2006 zeigt ihn. Die Kroaten schätzen Tesla in der Tat sehr. Als die Bevölkerung um Vorschläge für die neuen Münzmotive zur Euroeinführung gebeten wurde, war das Abbild Teslas der am häufigsten eingereichte Vorschlag.

Das Bekanntwerden der Motivwahl für die neuen Euro-Münzen sorgte für einige Spannungen, zu denen sich selbst der Präsident und der Premierminister Kroatiens äußern mussten. Denn nicht nur die Kroaten sind sehr stolz auf den genialen Erfinder, sondern auch die Serben – schließlich waren Teslas Eltern Serben. Laut Angaben des ORF warf die serbische Zentralbank den Kroaten vor, sich „das kulturelle und wissenschaftliche Erbe des serbischen Volkes“ anzueignen und kündigte Protest bei der EU an. Auch auf der serbischen Währung ist Tesla zu sehen, nämlich auf den 20 Dinar-Münzen und auf der Banknote zu 100 Dinar.

Wäre Serbien nun EU-Mitglied, hätte es gegen dieses Motiv sein Veto eingelegt – diese Möglichkeit besteht, um zu verhindern, dass ein Mitgliedsstaat sich durch die Wahl eines anderen Landes provoziert fühlt, da man beispielweise eine historische Person anders bewertet. Da Serbien allerdings kein EU-Mitglied ist, scheint es momentan nicht so, als würde jemand die Tesla-Münzen verhindern wollen. Ohnehin könnte man doch meinen, dass die Serben sich darüber freuen sollten, wenn die Kroaten einen Migranten mit serbischen Wurzeln auf ihren Münzen ehren. Wir Deutschen beschweren uns ja auch nicht, dass man in Österreich Mozart auf den Münzen zeigt!

 

1 Euro: Der Kuna

Die kroatische 1-Euro-Münze wird einen Marder zeigen. Der ist auch auf den Münzen der 1994 eingeführten kroatischen Währung zu sehen, die den Namen Kuna trägt. Das macht Sinn, denn „Kuna“ ist nichts anderes als das kroatische Wort für Marder. Damit erinnert man an eine lange monetäre Tradition der Region. Noch im Mittelalter waren Marderpelze eine wichtige Währung in Kroatien, in der beispielsweise Steuern entrichtet wurden. „Kuna“ blieb auch nach der Etablierung von Münzgeld lange die wichtigste Recheneinheit der Bevölkerung. Seit dieser Zeit taucht der Marder wiederholt auf Münzen auf, beispielsweise im 13. Jahrhundert. Als Kroatien 1941 aus dem Königreich Jugoslawien herausgelöst und zu einem Vasallenstaat der Achsenmächte gemacht wurde, nannte man die neue eigene Währung erstmals Kuna. Auch nach der Unabhängigkeitserklärung vom sozialistischen Jugoslawien entschieden sich die Kroaten dafür, ihre Währung Kuna zu nennen. Der Marder auf den künftigen Euromünzen steht also für weit mehr als ein possierliches Tierchen.

 

Die markanten Umrisse Kroatiens. Foto: Sémhur – CC BY-SA 4.0)

2 Euro: Kroatiens Grenzen

Auf den kroatischen 2-Euro-Münzen werden die Umrisse des Landes selbst zu sehen sein. Damit folgt man dem Beispiel Estlands, das auf allen Euromünzen eine Karte des Landes zeigt. Böse Zungen behaupteten, Estland wollte damit erreichen, dass sich die Leute endlich merken, welches der drei baltischen Länder Estland ist. Vielleicht möchte auch Kroatien, dass europäische Schüler im Erdkundeunterricht künftig seltener Kroatien mit anderen Balkanstaaten verwechseln. Die heutige Form des 1991 unabhängig gewordenen Landes ist jedenfalls markant genug, um schnell erkannt zu werden. Das lange Küstengebiet und das nördliche Landesinnere sind nur über einen schmalen Streifen miteinander verbunden und umklammern geradezu das Nachbarland Bosnien-Herzegowina.

Was wird auf Kroatiens Euro-Münzen nicht zu sehen sein?

Jetzt wissen Sie, für welche Motive man sich entschieden hat. Interessant ist es allerdings auch zu sehen, welche Motive es ebenfalls in die engere Auswahl geschafft hatten. Da wäre zum Beispiel die wunderschöne Altstadt von Dubrovnik, die jährlich mehr als eine Million Touristen anzieht. Oder der Dalmatiner, eine Hunderasse, deren Ursprung in Kroatien sein soll. Beide Motive wurden in den letzten Jahren übrigens auf Gedenkmünzen umgesetzt. Auch Tomislav, der im Jahr 925 der erste König der Kroaten wurde, hat es in die engere Auswahl geschafft, genau wie die Kathedralen von Šibenik und Zagreb und der Wasserturm von Vukovar, der als Mahnmal des Kroatienkrieges (1991-1995) gilt. Sie sehen schon: Kroatien hat viel mehr an Sehenswürdigkeiten, Geschichte und Kultur zu bieten, als sich auf Münzen abbilden lässt. Wir sind schon auf die ersten Euro-Sammlermünzen gespannt!

 

Weitere kroatische Münzen finden Sie in unserer Datenbank.