Was ist der Unterschied zwischen einer Münze, einer Gedenkmünze und einer Medaille?

von Daniel Baumbach

Die Welt der modernen Münzen zu strukturieren ist gar nicht so einfach. Nur ein Bruchteil von dem, was der Volksmund als Münze bezeichnet, ist tatsächlich per Definition eine Münze. Dazu kommen Sonder- und Zwitterformen und jede Menge missverständliche Begriffe: z. B. Gedenkmünze, Sammlermünze, NCLT, Bullionmünze & Co. Welche Typen von Münzen gibt es? Hier finden Sie eine Übersicht.

 

5 Schweizer Franken 1996. Eine typische Umlaufmünze: Nennwert, Wappen, Landesbezeichnung und Prägejahr sind vorhanden. Bild: Swissmint / Wikipedia

Umlaufmünze / Circulation Coin

Fangen wir mit der klassischen Form an: Umlaufmünzen, auch als Kursmünzen bezeichnet, sind staatlich ausgegebenen Münzen. Es handelt sich um gesetzliche Zahlungsmittel mit einem Nennwert (Nominal), die in der Regel den Namen oder ein Zeichen des ausgebenden Landes tragen, beispielweise auch den Kopf des Monarchen. Als „echte“ Münzen kursieren sie im jeweiligen Ausgabeland oder Währungsgebiet und können jederzeit problemlos zur Zahlung verwendet werden – vorausgesetzt, es handelt sich nicht um alte Münzen, die außer Kraft gesetzt wurden.

 

USA, 10 Dollar 1984, auf die Olympischen Spiele in Los Angeles. Diese goldene Gedenkmünze war die erste US-Goldmünze der Nachkriegszeit. Foto: US-Mint.

Gedenkmünze / Commemorative Coin

Gedenkmünzen sind Münzen mit einem besonderen Motiv. Sie werden von Ländern einmalig ausgegeben, um beispielsweise an Jubiläen, Verträge oder Persönlichkeiten zu erinnern. Heute ist die Zielgruppe dieser Stücke, die zu einem Preis verkauft werden, der oft weit über ihrem Nennwert bzw. über ihrem Materialwert liegt, meist Sammler. Deshalb kommen diese Münzen kaum im Umlauf vor. Im Vergleich zu den Umlaufmünzen haben Gedenkmünzen oft Nominale, die nicht bei Umlaufmünzen vorkommen. Gedenkmünzen bestehen meist aus Edelmetall und werden mit besonderem Aufwand gefertigt.

Bei Gedenkmünzen handelt es sich um Münzen im klassischen Sinne. In der Theorie besteht die Möglichkeit, mit diesen Münzen zu zahlen – das ist entscheidend. In der Praxis jedoch passiert das so gut wie nie. Einerseits wird Ihnen der Versuch, im Supermarkt damit zu zahlen, garantiert misstrauische Blicke des Kassierers einbringen und wohl erst gelingen, nachdem der Filialleiter hinzugezogen wurde. Andererseits sind diese Münzen in der Regel einiges mehr wert als den aufgeprägten Nennwert. Das gilt insbesondere für Gedenkmünzen aus Gold und Silber.

 

2-Euro-Gedenkmünzen sind ein gutes Beispiel für Umlauf-Gedenkmünzen. Mitunter können sie sehr wertvoll sein, wie diese monegassische Münze von 2007, die an den 25. Todestag von Grace Kelly erinnert und Preise jenseits der 2.000 Euro erzielt. Foto: EZB.

Umlauf-Gedenkmünze / Circulating Commemoratives

Der Begriff Umlauf-Gedenkmünze (auch Gedenk-Umlaufmünze) ist eigentlich unsinnig, denn er beschreibt das, was früher jeder Gedenkmünze tat: Sie zirkuliert neben den Umlaufmünzen. So eine Münze thematisiert einen besonderen Anlass und ergänzt die gewöhnlichen Münztypen. Daher sind sie, sehr zur Freude der Sammler, ab und an im Wechselgeld zu finden. Ein besonderer Anreiz ist das im Euroraum, wo man in Form der 2-Euro-Gedenkmünzen mitunter Gedenkmünzen anderer Länder in den Händen hält. In Großbritannien werden dafür 50-Pence-Münzen verwendet – bekannte Beispiele sind die wertvollen Kew-Gardens-Münzen von 2009 oder die Stücke auf die Schlacht von Hastings 2016. Auch in den USA kommen Umlaufgedenkmünzen häufig vor, zum Beispiel in Form der „50 State Quarters“, der „America the Beautiful Quarters“ und dem „American Innovation $1 Coin Program“. Sämtliche D-Mark und Schilling-Gedenkmünzen (50, 100 und 500 Schilling) waren ebenfalls Umlauf-Gedenkmünzen.

 

Deutschlands „Blauer Planet Erde“, die erste Münze mit dem Polymerring von 2016, wird offiziell als Sammlermünze bezeichnet. Foto: Hans-Jürgen Fuchs / BADV.

Sammlermünze / Collector Coin

Der Begriff Sammlermünzen ist etwas verwirrend und taucht erst seit einigen Jahren häufiger auf. Im Prinzip hat er sich heute global als Synonym für Gedenkmünzen etabliert. Schuld daran ist die Europäische Zentralbank. Mit der Euro-Einführung 2001 durften die Euro-Länder keine eigenen Gedenkmünzen mehr prägen, da diese im gesamten Euroraum als gesetzliches Zahlungsmittel hätten akzeptiert werden müssen. Man einigte sich auf einen Kompromiss: Die Länder dürfen Münzen für Sammler prägen, die heißen dann NICHT Gedenkmünzen, sondern Sammlermünzen und gelten nur im ausgebenden Land als Zahlungsmittel.

Bekannte Beispiele für Sammlermünzen sind Deutschlands Polymermünzen, wie die Reihe Klimazonen der Erde, Spaniens Sammlermünzen, die oft ein Latentbild aufweisen und die von der Münze Österreich AG ausgegebenen Silber-Niob Münzen.

 

Der Krügerrand aus Südafrika ist die bekannteste Anlagemünze ist gleichzeitig etwas ungewöhnlich – er trägt kein Nominal. Foto: CoinInvest GmbH / via Wikimediacommos CC BY-SA 4.0

Anlagemünze / Bullion

Anlagemünzen sind ein weiterer Sonderfall. Ihr Preis beruht weder auf dem Nennwert noch auf dem Sammlerwert, sondern allein auf ihrem Materialwert. Im Prinzip handelt es sich hierbei um kleinanlegerfreundliche Barren. Ihr Zweck ist weder das Bezahlen noch das Sammeln, sondern die Anlage, im Vertrauen auf die Wertentwicklung des Edelmetalls. Die meisten Anlagemünzen sind seit jeher aus Gold. Inzwischen geben immer mehr Münzstätten auch Versionen aus Platin, Palladium und Silber heraus.

Oft, aber nicht immer, tragen solche Stücke einen Nennwert, der aber auf keinen Fall mit dem Wert der Münze verwechselt werden sollte – der ist in der Regel um ein Vielfaches höher. Die bekannteste Anlagemünze der Welt ist der südafrikanische Krügerrand. Weitere bekannte Beispiele sind der Eagle und der Buffallo (USA) sowie der Wiener Philharmoniker (Österreich). Mitunter werden auch historische Münzen mit großer Auflage als Anlagemünzen gehandelt, wie das Schweizer „Vreneli“ und einige Jahrgänge der britischen Sovereigns.

 

Tiffany Art. Ein Beispiel für „gute“ NCLTs sind die Münzen der Firma CIT in Lichtenstein, die demonstrieren, was für Resultate man heutzutage mit modernsten Herstellungs- und Veredelungsmethoden erreichen kann. Foto: CIT.

Non Circulating Legal Tender (NCLT)

NCLTs werden im Namen eines Landes herausgegeben und tragen ein Nominal. Es handelt sich daher formal um gesetzliche Zahlungsmittel und damit um Münzen. Allerdings, wie das „NC“ im Namen sagt, sind diese Prägungen in ihren Ausgabe-Ländern nicht im Umlauf, sondern werden einzig für den Verkauf an ausländische Sammler hergestellt. Auch die Produzenten sitzen oft im Ausland, sodass diese Münzen ihr Ausgabeland nie gesehen haben. Dieser Aufwand wird betrieben, da der Status als „echte“ Münze für Sammler seit den 1970er Jahren extrem wichtig ist.

NCLTs werden zum Beispiel im Namen von Ländern wie Niue, den Cook-Inseln, Kongo und Palau, Tuvalu herausgegeben, aber auch die meisten Produkte der Royal Canadian Mint haben diesen Status.

Kritiker dieser Gattung bezeichnen sie gerne auch als „Pseudo-Münzen“. Ihre Qualität hängt vom jeweiligen Hersteller ab: Von größtem Kitsch über Merchandise-Produkte bis zu künstlerisch und technisch beeindruckenden Meisterwerken ist alles dabei. Oft werden innovative Münz-Techniken in diesem Bereich erprobt und tauchen erst später auf Gedenkmünzen auf. So waren zum Beispiel die ersten Farbmünzen NCLTs.

 

Sieht aus wie eine Münze, ist aber keine: Wenn Sie nirgendwo ein Nominal finden, wie bei diesem Stück der Münze Berlin, ist es eine Medaille.

Medaille / Medal

Medaillen sind Kunstwerke, keine Münzen. Deshalb tragen sie kein Nominal, besitzen keinen ausgebenden Staat und können von jeder x-beliebigen Person oder Institution hergestellt und vertrieben werden. Ein bekanntes Beispiel ist die „Currywurst-Münze“ von 2019. Obwohl sie von der Berliner Münzstätte geprägt wurde, mit ihrem Brandenburger Tor durchaus wie eine deutsche Münze aussieht und auch von vielen Journalisten als Münze bezeichnet wurde, ist es tatsächlich eine Medaille ohne Nominal und ausgebenden Staat.

 

Eine Challenge coin des 299th Brigade Support Battalion der US-Army. Bild: Lubicz / CC BY-SA 4.0

Challenge Coin

Challenge coins sind trotz ihres Namens keine Münzen, sondern eine Untergruppe von Medaillen. Sie stammen ursprünglich aus dem Militär, sind inzwischen aber auch im zivilen Leben angekommen. Sie werden beispielsweise bei Polizei und Feuerwehr innerhalb von Einheiten als Zeichen der Zusammengehörigkeit vergeben, ohne dabei den Auszeichnungscharakter eines Ordnens zu haben. Sie dienen auch nach der Dienstzeit als Erinnerung und Verbindung zu dieser Gruppe. Daher sieht man auf ihnen meist ein Logo, Wappen oder sonstiges Erkennungszeichen. Ihr Name leitet sich von einer Tradition ab, wonach man sein Exemplar stets vorzeigebereit haben muss, wenn man dazu aufgefordert wird. Mehr darüber erfahren Sie in Artikeln der Münzenwoche, hier und hier.

 

In Großbritannien zeigte ein kurioser Fall kürzlich, dass es durchaus vorteilhaft sein kann sich klar zu machen, mit was für einer Art Münze man zu bezahlen versucht. Michael Alexander hat ihn sich genau angeschaut.