Augen auf beim Goldkauf! Die Zehn Gebote der vernünftigen Goldanlage

Ursula Kampmann

Gold gilt als krisensicher und ist daher nicht erst seit Corona eine enorm beliebte Wertanlage. Dennoch kann man beim Goldkauf eine Reihe von Fehlern machen, wenn man es nicht besser weiß. Wir präsentieren Ihnen daher die zehn Gebote der vernünftigen Goldanlage.

Mit unseren zehn Geboten sind Sie beim Goldankauf auf der sicheren Seite.

1. Gebot: Glaube nie, Du könntest Gold unter seinem Wert kaufen!

Es gibt Angebote, die sind zu schön, um wahr zu sein. Und trotzdem trifft man immer wieder Menschen, die darauf hereinfallen. Wenn Ihnen also irgendein altes Mütterchen / ein trauriger Fremder / eine verzweifelte Schönheit erzählt, sie müsse sofort Bargeld haben und wüsste nicht, wo sie auf die Schnelle ihre Goldmünzen verkaufen soll, dann bleiben Sie skeptisch. Es gibt mittlerweile perfekt aussehende Fälschungen, die ein Laie nicht von einer echten Goldmünze unterscheiden kann. Deshalb …

2. Gebot: Kaufe bei einer verlässlichen Quelle!

Was eine verlässliche Quelle ist, das müssen Sie entscheiden. Natürlich gibt es dafür gute Anhaltspunkte wie Bewertungen von neutralen Fachzeitschriften oder die Zugehörigkeit zu einem Verband. Schon die Tatsache, wie lange es ein bestimmtes Geschäft gibt, spricht für seine Solidität. Selbstverständlich existieren auch solide Angebote im Internet, wobei es sich lohnen kann zu überprüfen, ob das, was auf einer Seite erzählt wird, auch im realen Leben verifiziert werden kann. Und überhaupt, kaufen oder verkaufen Sie nie dort, wo Sie keine Adresse haben, an die Sie sich bei einer Reklamation wenden können.

 

3. Gebot: Wenn Du eine Anlagemünze willst, kauf eine Anlagemünze! Wenn Du eine Sammlermünze willst, kauf eine Sammlermünze!

Es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen einer Anlagemünze und einer Sammlermünze. Während die Anlagemünze in Massenanfertigung geprägt wird, solange sie nachgefragt wird, werden Sammlermünzen in einer vorher genau festgelegten Auflage geprägt, und zwar mit modernster, aufwändigster Technik.

Sammlermünzen sind Sammelobjekte, keine Anlageobjekte. Natürlich können auch Sammelobjekte im Wert steigen, aber wer mit dem Münzenmarkt nicht vertraut ist, kann dabei herbe Enttäuschungen erleben. Denn wegen der ausgefeilten Technik, die auf sie verwendet wird, werden diese Stücke wesentlich(!) über ihrem Materialwert gehandelt. Sie können also ziemlich viel Geld verlieren, wenn Sie keinen Sammler finden, der Ihnen das Stück abkauft. (Und der Sammlermarkt für moderne Münzen ist extrem klein.) Kaufen Sie also eine Sammlermünze nur dann, wenn Sie sie sammeln wollen, nicht wenn Sie auf eine Wertsteigerung hoffen. Wenn Sie Ihr Geld in Gold investieren wollen, kaufen Sie eine Anlagemünze.

4. Gebot: Glaube niemanden, der Dir weißmachen will, dass die Erhaltung bei einer Anlagemünze eine Rolle spielt!

In den vergangenen Jahren hat sich der Trend entwickelt, die Gattung Anlagemünzen mit der Gattung Sammlermünzen bis zur Unkenntlichkeit zu vermischen. So verkaufen manche Münzstätten Anlagemünzen in Proof – natürlich gegen ein erhebliches Aufgeld.

In den USA schicken einige Münzhändler große Mengen von Anlagemünzen an ein Grading-Institut. So ein Grading-Institut macht nichts anderes als zu beurteilen, wie perfekt die Prägung einer Münze ist. Da Anlagemünzen Massenware sind und nicht mit den hohen prägetechnischen Anforderungen von Sammlermünzen hergestellt werden, gibt es da durchaus Unterschiede. Und das machen sich die einliefernden Händler zu Nutze: Die durchschnittlich erhaltenen Anlagemünzen verkaufen sie zum regulären Preis. Die überdurchschnittlich erhaltenen Anlagemünzen werden mit einem hohen Aufpreis verkauft. Das Argument: So toll geprägte Stücke gibt es nur wenige, und deshalb haben sie Sammlerwert.

Das ist Unsinn. Eine Anlagemünze bleibt eine Anlagemünze und wird in so großen Mengen geprägt, dass selbst die perfekteste Erhaltung keinerlei Rolle spielt. Lassen Sie die Finger davon! Und denken Sie an Gebot Nr. 3: Wenn Sie eine Anlagemünze wollen …

5. Gebot: Berechne den Goldpreis der Münze!

Die einfachste Methode, nicht auf solch fragwürdige Angebote hereinzufallen, ist es, den tatsächlichen Goldpreis einer Goldmünze pro Unze zu berechnen. Für die klassischen Anlagemünzen mit einer Unze Goldgewicht beträgt der Aufpreis, der für die Prägung bezahlt werden muss, wenige Prozent. Natürlich erhöht sich der Goldpreis wegen des Prägeaufwands, wenn Sie nicht eine Münze im Gewicht zu einer Unze kaufen, sondern 10 Münzen im Gewicht zu einer Zehntel Unze.

Als Faustregel kann man sagen: Je kleiner die Stückelung, umso höher der Goldpreis.

Und dass Sammlermünzen mit einem ganz anderem Aufpreis gehandelt werden, haben wir ja schon gehört.

6. Gebot: Überlege, wie hoch der Anteil von Goldmünzen an Deinem Vermögen sein soll!

Die richtige Streuung von Vermögenswerten ist heute wichtiger denn je. Jede einseitige Anlagepolitik stellt ein unkalkulierbares Klumpenrisiko dar. Unser Kopf hat es längst verstanden, dass die Inflation (+ Verwaltungsgebühren) unsere Sparkonten zusammenschrumpfen lässt, nichtsdestotrotz lieben wir Deutschen unser Sparkonto, vielleicht weil es so wenig Arbeit macht und die Summe, die darauf liegt, ständig steigt. Zumindest optisch. Denn für diese ständig steigende Summe kann man immer weniger kaufen.

Eigentlich sollten wir aus diesem Grund mehr in Sachwerte investieren. Dazu gehören Aktien, Immobilien und natürlich Gold. Hier gilt der Grundsatz: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Das ist in Sachen Inflation von Vorteil, denn wenn mehr Geld auf dem Markt ist, steigt der Preis, der für einen Sachwert gezahlt wird. In Sachen Sicherheit ist es dagegen von Nachteil, denn wenn die Nachfrage fällt, fällt der Preis.

Es ist also unsinnig, das gesamte Vermögen in Gold anzulegen. Es ist aber sinnvoll, einen Teil davon in Gold zu investieren, aber bitte nicht so viel, dass es Ihnen weh tut, wenn der Goldpreis entscheidend sinkt, auf jeden Fall aber so viel, dass Sie einen Neubeginn wagen können, wenn eine Inflation Ihr Sparguthaben zusammenschrumpfen lässt.

Wie viel das dann tatsächlich ist, das muss jeder Anleger für sich selbst bestimmen.

7. Gebot: Ob Kauf oder Verkauf, warte nie auf den günstigsten Moment!

Sprechen Sie mit erfolgreichen Anlegern auf der ganzen Welt: Sie alle werden ihnen sagen, dass sie ihr Vermögen nicht damit gemacht haben, auf den günstigsten Moment zu warten, sondern damit, ständig auf der Suche nach Trends zu sein. Wer darauf wartet, Gold zum Höchstpreis zu verkaufen, verpasst den günstigsten Moment ganz sicher. Setzen Sie deshalb auf langfristige Trends und steigen Sie rechtzeitig ein und aus.

8. Gebot: Lagere Deine Goldmünzen an einem sicheren Platz!

Goldmünzen zu besitzen, macht angreifbar – für Diebe, Betrüger und – bei einer grundlegenden Änderung der Politik – auch für den Staat. Deshalb sollte man genau überlegen, wo man seine Goldmünzen lagert. Am sichersten ist natürlich das Bankfach. Allerdings sind Bankfächer gerade für staatliche Eingriffe besonders anfällig. Als die USA 1933 das Goldverbot einführte, war ihr erster Schritt, alle Banken dazu zu verpflichten, die Schließfächer ihrer Kunden nur im Beisein eines staatlichen Beamten zu öffnen, der die Goldvorräte zum Zwangskurs einkassierte.

Wer das Risiko vermeiden will, Goldmünzen zu hause aufzubewahren, kann überlegen, ob er auf eines der privaten Unternehmen ausweichen will, die Schließfächer anbieten.

9. Gebot: Denke über Alternativen nach, kaufe aber nichts, das Du nicht verstanden hast!

Mittlerweile gibt es viele Anlageformen, die auf Gold basieren, ohne mit dem realen Objekt verbunden zu sein. Sie alle haben Vor- und Nachteile, über die man sich ausführlich informieren sollte – zum Beispiel über die Verbraucherzentrale. Wir zählen hier nur kurz die wichtigsten Alternativen auf, bei denen der Kunde nicht in physisches Gold investiert, aber trotzdem vom Steigen des Goldpreises profitiert.

  • Goldsparpläne sind Programme, bei denen der Anleger mit einem monatlichen Betrag Eigentum an Gold erwirbt, das der Anbieter für ihn lagert
  • Goldzertifikate sind Wetten des Käufers auf die Entwicklung des Goldpreises; es handelt sich um Schuldverschreibungen, bei denen der Emittent der Schuldner ist
  • Exchange Traded Commodities (ETC) ähneln in vielem den Goldzertifikaten, sind aber zeitlich unbefristet und an der Börse handelbar
  • Börsennotierte Aktien von Goldminen oder Raffinerien / Aktienfonds, bei denen Gold im Mittelpunkt steht

Wenn Sie sich für eine dieser Alternativen interessieren, informieren Sie sich genau über Vor- und Nachteile – und kaufen Sie nichts, bei dem Sie versteckte Kosten und Risiken nicht abschätzen können, weil Sie die Anlageform nicht verstanden haben.

10. Gebot: Vergiss nie den gesunden Menschenverstand!

Das letzte und wichtigste ist das 10. Gebot des Goldankaufs – und es ist traurig, wie oft es aus Gier gebrochen wird: Vergessen Sie nie, misstrauisch zu bleiben und Ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen. Wenn Sie sich nicht von der günstigen Gelegenheit hinreißen lassen, sondern kühl Gewinn, Verlust und Risiko abschätzen, kann Ihnen beim Goldkauf eigentlich nichts passieren!