Eine Anlagemünze aus Deutschland: Der Somalia-Elefant

Ursula Kampmann

Wir schreiben das Jahr 1999. Bill Clinton wird mit einer Zweidrittelmehrheit im Amtsenthebungsverfahren wegen seiner Affäre mit Monica Lewinsky frei gesprochen, Oskar Lafontaine tritt von all seinen Ämtern zurück, weil er die Sozialpolitik des Bundeskanzlers Gerhard Schröder nicht vertreten kann, und im Hauptquartier von Emporium Hamburg packen Achim Becker und Frank von Harten gespannt ein Paket mit den ersten „Elefanten“ aus. Nein, es handelt sich weder um Stofftiere noch um Skulpturen, sondern um eine neue deutsche Anlagemünze in Silber.

 

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000
8,46% 7,85% 6,51% 6,86% 6,85% 6,21% 5,64% 4,57% 4,49% 5,26%

Der durchschnittliche Zins der 90er Jahre bei 10jährigen Staatsanleihen o. ä.

Der wirtschaftliche Hintergrund

Die Geschäftsleitung von Emporium Hamburg hatte schon länger über eine deutsche Anlagemünze diskutiert. Verantwortlich dafür war die wirtschaftliche Situation, die nach einer Hochzinsphase, in der viele Bürger ihr Geld mit bis zu 8 % Zinsen in deutsche Staatsanleihen investierten, eine Anlage in Gold oder Silber wieder attraktiver machte: Die Zinsen begannen nämlich seit 1995 kontinuierlich zu fallen. Erst nur in kleinen Schritten, dann zwischen 1995 und 1998 dramatisch. Doch das allein wäre wahrscheinlich noch kein Grund gewesen, dass sich in Deutschland das Anlageverhalten systematisch änderte.

Skulptur in Form des Eurozeichens in einem Kreisverkehr in den Niederlanden. Foto: Vysotsky. cc-by 4.0.

In den 90er Jahren waren Silber und Gold noch Stiefkinder der renditeorientierte Anleger. Das Silber hatte sich nach seinem jähen Aufstieg in den 70er Jahren und seinem noch tieferen Sturz in den 80ern zwischen 5 und 8 Dollar pro Unze eingependelt. Das Gold schwankte zwischen 250 und 400 $. Doch die Zeichen standen auf Veränderung. Am 2. Mai 1998 beschlossen die europäischen Staats- und Regierungschefs die Einführung des Euro.

Auch bei Emporium Hamburg machte man sich Gedanken darüber, was ein Währungsschnitt für die Anlage-Mentalität der Deutschen wohl bedeuten könnte. Achim Becker sagt: „Die Währungsreform und der damit verbundene Währungsschnitt 1948 war für viele Menschen mit Verlusten verbunden. Gleichzeitig aber mit einer neuen Perspektive für nachhaltige Wertsicherheit. In den folgenden gut 50 Jahren wurde die DM dreimal aufgewertet. Ein deutliches Zeichen des erfolgreichen Wiederaufbaus, ein deutliches Zeichen von nachhaltiger Wertsicherheit. Neben dem Schweizer Franken galt die DM als international härteste Währung dank der seriösen Geldpolitik der Bundesbank. Das bedeutete Sicherheit für uns alle. Dieses Schlüsselelement, die DM, sollte nun den Deutschen genommen und durch den Euro ersetzt werden. Einer Währung, die erst einmal ihre Bewährungsprobe zu bestehen hatte. Natürlich ging die Angst durch große Reihen der Bürger um. Was tut nun der Bürger, wenn er nicht nur Bedenken, sondern sogar Angst um seine Werte hat, wenn ihm seine über 50 Jahre Sicherheit gebende Währung genommen wird – er kauft Edelmetalle. Nun war es 2001 nicht unbedingt ein großes Problem, denn auch schon damals gab es ein breites Angebot an Anlagemünzen in Silber und Gold. So mancher Kunde schüttete uns sein Herz und seine Sorgen aus. Nun einfach Anlagemünzen in Silber und Gold zu kaufen, seine Werte umzuschichten, da war man sich auch nicht so ganz sicher. Es fehlte irgendwie ‚das Salz an der Suppe’. Es fehlte irgendwie der Kick. So entstand die Idee. Wir offerierten unseren Kunden eine einfache, wie auch sichere und günstige Möglichkeit in Edelmetalle zu investieren und darüber hinaus diese noch mit dem Charakter eines Sammelproduktes mit Mehrwert zu kombinieren. Das war die Geburtsstunde des heute so beliebten und gleichzeitig begehrten Elefanten.“

Elefanten vor der aufgehenden Sonne. Foto: Shutterstock.

Das Motiv: Eine Reise nach Südafrika

Das Motiv fanden Achim Becker und Frank von Harten in Südafrika. Südafrika war 1995 erstmals in den Fokus des internationalen Tourismus gerückt. Es entwickelte sich zu einer aufregenden Reisedestination, die auch Achim Becker und Frank von Harten im Rahmen von geschäftlichen Verhandlungen mit der South African Mint besuchten. Achim Becker erzählt: „Natürlich machten wir auch eine Safari. Ich hatte schon als kleiner Junge davon geträumt, einmal die „Big Five“ mit meinem Foto zu jagen. Und was wir da sahen, übertraf meine wildesten Träume. Wir waren noch völlig verschlafen, als der Ranger uns vor Sonnenaufgang von der Lodge abholte. Die Nacht war kalt, wir saßen eingemummelt in dicke Decken im Jeep und lauschten den ungewohnten Geräuschen der Wildnis. Obwohl die Nacht undurchdringlich schien, starrten wir gebannt in die Dunkelheit der Nacht. Der Ranger hatte nämlich gesagt, man habe am Vorabend sowohl Löwen als auch eine Herde von Elefanten gesichtet. Er hielt mit seinen Kollegen ständigen Funkkontakt, um uns die Tiere zu zeigen. Wir kamen gerade über einen Hügel, als die Sonne aufging, und in dem Moment zog die kleine Herde vor unseren staunenden Augen vorbei. Mir blieb der Mund einfach nur offen stehen. Die Erhabenheit dieser mächtigen und doch so friedlichen Tiere! Ich drehte mich zu Herrn von Harten um und sagte: ‚Was halten Sie von einem Elefanten auf unserer Anlagemünze.’“

Zusammenarbeit mit Sambia

Während Silberbarren und -medaillen mit dem vollen Mehrwertsteuersatz belegt waren, galt vor 2014 für Silbermünzen der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 %. Das war ein Unterschied, der bei einer Anlagemünze durchaus ins Gewicht fiel. Deshalb entschied man sich bei Emporium Hamburg, mit einem afrikanischen Staat zusammenzuarbeiten, um diese Silbermünze zu kreieren.

Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von Agenturprägungen. Das Partnerland erhält für jede Ausgabe eine vereinbarte Gebühr, und die konnte Sambia in den 90er Jahren gut brauchen. Die ersten „Elefanten“ zeigen deshalb auf der Rückseite das Wappen von Sambia, das Nominal und den Jahrgang. Für die Vorderseite entschied man sich für Elefanten in ständig wechselnden Motiven. Die Aufschrift lautet bis heute AFRICAN WILDLIFE ELEPHANT mit Angabe von Gewicht und Feinheit.

Anlagemünze und Sammelobjekt

Es war damals ein neues Konzept, diese Verbindung zwischen Anlagemünze und Sammlermünze. Die klassische Anlagemünze hat ein immer gleich bleibendes Motiv, bei dem nur die Jahreszahl wechselt. Doch mit den sich jährlich wandelnden Motiven sprach der Elefant gleichzeitig Sammler und Anleger an. Eine Ausgabe in Stempelglanz wurde von den Kunden sehr gut aufgenommen. Damit hat der Anleger die Wahl, ob er eher ein Anlageprodukt oder eine Sammlermünze kaufen will. Wenn man sich heute in der numismatischen Szene umsieht, hat dieses Beispiel Schule gemacht. Es gibt kaum mehr Anlagemünzen, von denen nicht zusätzlich Exemplare in Proof, mit zusätzlichen Münzzeichen oder speziellen Motivvarianten existieren. In dieser Beziehung gehört der „Elefant“ zu den Vorreitern der heutigen Entwicklung.

Tatsächlich gibt es heute viele Sammler, die die Reihe der Elefanten komplett haben möchten, und deshalb versuchen, die ihnen fehlenden frühen Stücke auf dem Zweitmarkt zu erwerben. Das ist nicht ganz einfach, denn die Auflagen der ersten Jahrgänge waren recht bescheiden, so dass die Preise für die frühen 1 oz Silbermünzen durchaus dreistellig sein können. Bei den Goldmünzen sieht es ähnlich aus. Dennoch ist die Nachfrage ungebremst.

Neues Ausgabeland: Somalia

2004 wechselte Emporium Hamburg den Partner. Seit damals wird der „Elefant“ in Zusammenarbeit mit Somalia ausgegeben. Zuständig für die Prägung ist das Bayerische Hauptmünzamt in München. Achim Becker sagt dazu: „Mit dem Bayerischen Hauptmünzamt fanden wir einen kompetenten und qualifizierten Partner, der die gleichbleibende Qualität unserer Anlagemünzen garantiert. Wir sind sehr zufrieden mit dieser Zusammenarbeit. Hier haben wir auch die großen Kapazitäten zur Verfügung, die wir brauchen, um die internationale Nachfrage nach der Anlagemünze zu befriedigen. Der Elefant gehört heute nämlich zu den beliebtesten Anlagemünzen weltweit.“

Ein Kind der Finanzkrise: Der goldene Elefant

Als am 15. September 2008 die Großbank Lehman Brothers zusammenbrach, hatte das seine Auswirkungen auch auf den Goldpreis. Er stieg und zwar dramatisch. Nicht etwa, weil Spekulanten das große Geschäft witterten, sondern weil Menschen auf der ganzen Welt Angst bekamen, dass ihr mühsam erarbeitetes Geld auf den Banken bald nichts mehr wert sein würde. Und in solchen Angstsituationen ist Edelmetall immer die Anlage der Wahl.

Achim Becker sagt dazu: „Wir hatten auf einmal das Problem, dass die etablierten Lieferanten von Anlagemünzen mit der Prägung kaum hinterher kamen. Und da fragten wir uns: Warum erweitern wir unser Portfolio nicht um eine goldene Anlagemünze? Deshalb wurde 2010 der Somalia-Elefant in Gold geprägt.“

 

Der Elefant heute

Der „Elefant“ ist ein fester Bestandteil der Welt der Anlagemünzen geworden. Er hat dies auch deshalb geschafft, weil er attraktiv, stets verfügbar und in allen wünschenswerten Stückelungen zur Verfügung steht.

Daneben gibt Emporium Hamburg zusätzlich streng limitierte Premiumausgaben heraus. Dazu zählen die Prestige Gold- und Silbersätze, die jeweils mit einer Auflage von nur 300 resp. 2.000 Sätzen ausgegeben werden. Außerdem gibt es die 5 Unzen-Goldausgabe in lediglich 50, resp. den Mega-Elefanten im Gewicht von einem Kilogramm Gold in einer Auflage von nur 12 Stück. Wobei es sich natürlich bei diesen Produkten nicht um Anlage, sondern um Sammlermünzen handelt, die oft bereits vor der Ausgabe ausverkauft sind.

„Das wichtigste für eine Anlagemünze“, sagt Achim Becker, „ist die Akzeptanz und ihr Bekanntheitsgrad. Wir sind stolz darauf, dass unser Elefant heute nicht nur bei uns, sondern auch bei vielen auf Anlagemünzen spezialisierten Plattformen weltweit gehandelt wird. Das hätte ich mir damals, als ich die erste Idee zu einer Anlagemünze mit einem Elefanten hatte, nie vorstellen können.“