Den ersten Teil dieser Übersicht finden Sie hier.
3. Gebrauchsmerkmale
3.1 Kratzer
Kratzer sind eine sehr häufige Form des Schadens auf Münzen und können schon durch kleine Unachtsamkeit verursachten werden. Je nach Größe und genauer Stelle sind Kratzer stark wertmindernd. Kratzer im Feld – so nennt man die glatte Fläche um das Motiv herum – sind dabei weniger schwerwiegend in ihrer Auswirkung auf den Preis als Kratzer auf dem Motiv.
3.2 Randschaden
Randschäden sind ein typisches Indiz dafür, dass eine Münze jemanden einst aus der Hand gerutscht und auf dem Boden gelandet ist, wobei der Rand in Mitleidenschaft gezogen wurde. Da man Randschäden unter Umständen nicht auf Fotos erkennen kann, ist es um so wichtiger, sie bei der Beschreibung der Münze zu erwähnen.
3.3 Graffito
Graffiti sind absichtliche Einritzungen auf Münzen, die seit der Antike auf Münzen vorkommen. Manchmal stellen sie politische Botschaften dar und können daher mitunter von historischem Interesse sein. In der Regel werden sie allerdings als mutwillige Beschädigung gesehen und sind daher wertsenkend.
3.4 Lochungen und Ösen
Münzen und Medaillen wurden früher mitunter an der Wand befestigt, an Kleidung angebracht oder als Kette getragen. Zu diesem Zweck wurden sie gelegentlich gelocht, am Rand befeilt oder mit Ösen und Henkeln versehen. Diese Eingriffe wirken sich im Handel wertmindernd aus, da sie Schäden an der Münze selbst bedeuten. Versuche, solche Bearbeitungen rückgängig zu machen, führen zu Münzen mit gestopften Löchern, mit Fassungs- und mit Henkelspuren, die ebenfalls zu geringeren Preisen gehandelt werden.
Bei Renaissancemedaillen können Lochungen dagegen zu einer Wertsteigerung führen, da diese Stücke von Zeitgenossen häufig an die Wand gebracht wurden und eine Lochung ein Indiz dafür ist, dass es sich um ein Original und keinen späteren Abguss handelt.
4. Reinigungen
Nicht alle Reinigungen sind preissenkend, auch wenn diese Angst oft besteht. Andererseits sollte man beachten, dass sie auch nicht zu Preissteigerungen führen. Die grundsätzliche Faustregel ist: Dreck auf der Münze zu entfernen ist kein Problem, aber alles, was in die Münze selbst einwirkt und die Patina (vgl. nächstes Kapitel) entfernt, ist schlecht und führt unweigerlich zu einem drastisch reduzierten Marktpreis. Münzsammler sind daher heute in aller Regel sehr vorsichtig, wenn es um das Reinigen von Münzen geht.
4.1 Scharf gereinigt
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war man dagegen weniger zimperlich: ätzende Putzmittel und andere invasive Reinigungsmethoden kamen zum Einsatz. Feine Reinigungskratzer auf Münzen zeugen von Versuchen, alte Münzen wieder blitzeblank aussehen zu lassen. Man spricht von scharf gereinigten Münzen. Da man die Echtheit einer so gereinigten Münze nicht mehr überprüfen kann, ist so eine Reinigung stark wertmindernd.
4.2 Geglättet
Bis in die 1970er Jahre war es üblich, unter Verwendung eines Polierstiftes Kratzer auf Münzen zu entfernen und die Felder „aufzuhübschen.“ Da diese Methode in die Münze selbst eingreift und die Patina entfernt, ist sie stark wertsenkend. In Auktionskatalogen werden so bearbeitete Stücke mit als „geglättet“ bezeichnet.
4.3 Nachgeschnitten
Sind Details und Umschriften einer Münze schlecht erhalten, wird gelegentlich versucht, diese mit Werkzeugen nachzuschneiden, um sie besser erkennbar zu machen. Mancher möchte so eine bessere Erhaltung vorzutäuschen. Ein solcher Eingriff ist nahe an der Fälschung und stark wertmindernd.
5. Folgen von Umweltprozessen
An Münzen, die lange Zeit im Boden liegen, kommt es zu diversen chemischen Reaktionen, ausgelöst durch die jeweiligen Stoffe im Erdreich um sie herum. Das kann zu den verschiedensten Phänomenen führen.
5.1 Patina
Die Kupferanteile von Bronzemünzen bilden häufig eine so genannte Patina, einen Belag auf der Oberfläche. Diese kann je nach Bodenzusammensetzung unterschiedliche Farben haben und ist meist wertsteigernd, vor allem, wenn sie gleichmäßig ist. Besonders wertvoll sind attraktive Grün- und Blaufärbungen. Eine Patina kann unterschiedlich beschaffen sein, gilt aber stets als Beweis für das Alter der Münze. Solch eine Patina funktioniert außerdem als natürliche Schutzschicht gegen zerstörerische Reaktionen und sollte schon allein deshalb nicht entfernt werden. Nicht mit einer Patina zu verwechseln ist eine Tönung.
5.2 Tönung
Bei dem feinen dunklen Film auf Silbermünzen spricht man nicht von einer Patina – auch, wenn der Begriff oft genug dafür verwende wird – sondern von einer Tönung. Wie allgemein bekannt ist, läuft Silber bei Luftkontakt an. Genauer gesagt reagiert das Silber mit Schwefelwasserstoff in der Luft und wird zu Silbersulfid. Bei Münzen spricht man allerdings nicht von „angelaufen“, sondern von „getönt.“ Je nach Lagerung der Münze kann die Tönung sehr unterschiedlich aussehen. Eine schöne Tönung ist bei Sammlern hochbegehrt und deutlich wertsteigernd. Eine Tönung wird dann als gut angesehen, wenn sie gleichmäßig und dunkel ist. Besonders begehrt ist die sogenannte irisierende Regenbogenpatina, die z.B. dann entsteht, wenn Münzen lange in alten Eichenschränken untergebracht sind.
Achtung: Da Münzen mit schöner Tönung und Patina sehr begehrt sind, wird heutzutage vielfach versucht, den Effekt durch chemische Behandlungen künstlich zu erzeugen. Die Unterschiede zwischen einem altem, gewachsen Film und einer modernen Chemiebehandlung zu erkennen, erfordert viel Erfahrung.
5.3 Hornsilber
Im Boden kann das Silber von Silbermünzen unter Umständen mit anderen Stoffen verbinden, wodurch eine Kruste aus Silberchlorit auf der Münze gebildet wird. In der Numismatik spricht man dabei von Hornsilber. Diese Kruste ist nur sehr schwer zu entfernen, ohne die Münze selbst zu beschädigen. Da sie ungefährlich ist, wird sie häufig nicht entfernt.
5.4 Lochfraß
Münzen, die in besonders sauren oder belasteten Böden liegen, korrodieren stark. Es kommt zum so genannten Lochfraß, bei dem mehr und mehr Löcher in der Oberfläche entstehen und diese zerstören. In gedüngten Böden ist diese Korrosion besonders stark.
5.5 Craquelé
Als Craquelé bezeichnet man ein feines, spinnenwebenartiges Netz an Rissen, wie es bei Keramik oder der Firnes-Schicht von Ölgemälden häufig vorkommt. Selten tritt es auch bei Münzen zu tage, vor allem bei nordgriechischen Stücken.
5.6 Grünspan und Bronzepest
Das schlimmste, was aus Reaktionen von Münzen im Boden erwachsen kann, sind Grünspan und Bronzepest. Hinter diesen Namen verbergen sich stark zerstörerische Korrosionen, die bei Kupfermünzen und Silbermünzen mit hohem Kupferanteil auftreten. Es bildet sich giftiges Kupferacetat, das sich durch die Münzen frisst. Befallene Stücke, die unbehandelt in einer Sammlung liegen, können mit ihren kristallinen Ausblühungen andere Münzen anstecken. Solche Münzen sind nur durch professionelle Behandlung zu retten. Ihr Marktwert ist drastisch reduziert.
Achtung: Auch für den Menschen sind diese giftigen Ausblühungen bei längerem Kontakt gefährlich!
Den ersten Teil dieser Übersicht finden Sie hier.