Von der Prüfanstalt zum Großproduzenten – die Münzstätte von Denver

Daniel Baumbach

Wenn es in der Geschichte der USA zu großen Funden an Gold kam, folgte bald eine Prüfanstalt, ein so genanntes Assay Office, das die rechtmäßige Verwertung dieser Edelmetalle überwachen sollte. Wenn es gut lief, wurde daraus eine Zweigstelle der großen Münzstätte in Philadelphia. So war es in San Francisco beim großen Kalifornischen Goldrausch. So war es bei den heute geschlossenen Münzstätten in Charlotte und Dahlonega. Und so war es in Denver.

1858 wurde im heutigen Colorado Gold gefunden. Eines der zahlreichen Goldfieber des 19. Jahrhunderts lockte viele Goldsucher in das kleine Bergbaustädtchen Denver, das sich schnell zu einer florierenden Stadt entwickelte.

1863 wurde in Denver bereits eine staatliche Gold-Prüfanstalt eröffnet, um die zahlreichen privaten Münzprägungen zu verdrängen. Nun prüfte die staatliche Prüfanstalt alles Gold und fertigte daraus Goldbarren. Anders als ursprünglich vom Kongress genehmigt, wurden jedoch keine Goldmünzen produziert. Erst 1895 wurde beschlossen, eine vollwertige Münzstätte zu etablieren. Allerdings dauerte es bis 1906, bis die Münzstätte endlich eröffnet werden konnte. Die hochmoderne und leistungstarke Prägeanlage wurde nämlich, ehe sie in Denver zum Einsatz kam, anlässlich der Weltausstellung von 1904 in St. Louis der Öffentlichkeit präsentiert.

Denver heute: Umlaufmünzen für die gesamten westlichen Vereinigten Staaten

Erstaunlicherweise ist die Münzstätte bis heute in diesem ersten Gebäude untergebracht, auch wenn das Gebäude gelegentlich erweitert wurde, so in den Jahren 1936 und 2000. Und trotzdem kann es Denver in Sachen Produktionskapazität durchaus mit dem gewaltigen Neubau in Philadelphia aufnehmen. Obwohl das Gebäude altehrwürdig daherkommen, ist die Münzstätte innen natürlich vollständig modernisiert, schließlich ist die Denver Mint heute mit seinen ca. 400 Mitarbeitern und über 40 Schuler-Pressen ein absoluter Großproduzent. Es ist die einzige Münzstätte der USA, die neben Philadelphia Umlaufmünzen herstellt. Dabei versorgt Denver grundsätzlich die westliche Hälfte der USA mit Umlaufmünzen, Philadelphia die östliche Hälfte. Seit 1996 fertigt Denver eigene Stempel an, vorher kamen sie aus Philadelphia.

Man liest ab und an, dass die Münzstätte sogar wesentlich höhere Produktionsmengen erreichen könnte als das große Philadelphia: bis zu 40 Millionen Münzen pro Tag sollen es sein. Fakt ist, dass je nach Jahr mal Philadelphia und mal Denver mehr Münzen prägt. Gesichert ist ein Produktionsrekord, den Denver aufgestellt hat: Im Jahr 2000 wurden hier 15,4 Milliarden Münzen produziert – klarer Rekord für eine Münzstätte der USA. Vielleicht sogar ein Weltrekord?

Voraussichtlich die einzige Münze, die 2021 exklusiv in Denver hergestellt wird: Halfdollar in Umlaufqualität zu Ehren des National Law Enforcement Museum und Memorial. Foto: US Mint.

Produkte der Münzstätte Denver

Seit 1906 tragen die in Denver geprägten Münzen das Münzzeichen D. Sie haben eine US-Münze, die vor 1906 geprägt wurde, und trotzdem das D trägt? Das liegt daran, dass vor Denver eine andere, heute nicht mehr existente Münzstätte diesen Buchstaben führte: Dahlonega in Georgia, wo 1838 bis 1861 Münzen geprägt wurden.

Richtig seltene Münzen aus Denver gibt es weniger als aus San Francisco und Philadelphia. Allerdings gibt es Schätze im Umlaufgeld, auf die man achten kann. 1992 entstanden in Denver zum Beispiel Pennies, bei denen das A und das M von „America“ auf der Rückseite näher zusammen liegen als vorgesehen. Von diesem Fehlprägungen sind bisher 15 bekannt. Sie konnten in der Vergangenheit bereits Preise von über 20.000 Dollar erzielen!

Auch aus Denver gibt es besonders wertvolle Saint Gaudens Double Eagle. 1927 wurden in Philadelphia und San Francisco jeweils um die 3 Millionen Double Eagle geprägt, in Denver aber nur 180.000. Und nur 7 Exemplare davon sind heute bekannt – entsprechend hoch ist der Wert. Über 2 Millionen Dollar brachte so ein Stück im Januar 2020 auf einer Auktion. Damit handelt es sich laut Heritage um die seltenste US-Münze des 20. Jahrhunderts, die in einer regulären Auflage geprägt wurde. Gleichzeitig dürfte es die teuerste Münze sein, die je in Denver geprägt wurde.

Denver ist heute eine Metropole mit knapp 3 Millionen Einwohnern im Großraum. Foto: Andrew Coop / Unsplash.

Gedenkmünzen werden in den USA meist von mehreren Münzstätten parallel geprägt. So werden Münzen der bekannten US-Reihen – die „America the Beautiful“-Quarter, die Präsidenten-Dollars und die American Innovation Dollars – auch in Denver geprägt. Es ist allerdings selten, dass ein Motiv exklusiv von der Denver Mint geprägt wird, mit einer Ausnahme: Die diesjährige Reihe zu Ehren des National Law Enforcement Museum in Washington hat verschiedene Motive je nach Münzstätte. Der Halfdollar in Umlaufqualität mit Sheriffstern auf der einen und Lupe sowie Fingerabdruck auf der anderen Seite wird 2021 voraussichtlich die einzige Münze sein, die so nur in Denver hergestellt wird.

Die Münzstätte gehört zu den beliebtesten Touristenzielen der Hauptstadt des Bundestaates Colorado. Ein Stück weit gehört sie zur Identität der Stadt. Das ist kein Wunder, ist ihre Ursprungsgeschichte doch auch die der Stadt und des ganzen Bundestaates. Im Prinzip war sie von Anfang an dabei. Und wer weiß, ob Denver heute die Großstadt wäre, die es ist, wenn die Prüfanstalt sich in einem anderen Bergbaustädtchen niedergelassen hätte…

 

Hier finden Sie unsere Artikel über die Münzstätten in Philadelphia und San Francisco.